Kleine Anekdoten: Unterschied zwischen den Versionen

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==Irrungen und Wirrungen des Geschichtsunterrichts am Beispiel eines Medienwagens==
''Christiane Bastert
Die Abiturjahrgänge um die Jahrtausendwende stellten ihren Lehrern
und Lehrerinnen gerne Klausuraufgaben, die dann in der Abizeitung
veröffentlicht wurden.
Der Abi-Jahrgang 1998 hatte folgende Zuordnungen vorgenommen: <br>
- Bernd Risse: Organisation<br>
- Dietrich Thierkopf: warum es unmöglich ist, etwas sinnvolles für ein
abi-buch zu schreiben  <br>
Anmerkung: Es ist nicht auszuschließen, dass Titel, Thema und Rechtschreibung vom Verfasser der Klausur
selbstständig geändert wurden. Ein Original des Aufgabenzettels lag nicht vor.
- Hans Kratz: Die Feuerzangenbowle<br>
- Reinhard Schwingenheuer: Denkleistung mit gekreuzten Beinen<br>
- Christiane Bastert: Der Einsatz der neuen Medien im
Geschichtsunterricht
Meine Klausuraufgabe ließ sich meiner Meinung nach am besten
anhand einer exemplarischen Unterrichtsstunde lösen. Diese
Unterrichtsstunde fand direkt vor dem verlängerten Pfingstwochenende
im Leistungskurs Geschichte statt.
'''Der Einsatz der neuen Medien im Geschichtsunterricht'''  <br>
A. Einordnung der Stunde in ihren historischen Kontext  <br>
Es handelte sich um eine 3. und 4. Stunde, also eine Doppelstunde,
an einem Freitag. Da ich eine anstrengende Woche hinter mir hatte
und diese Stunden meine letzten beiden vor den Pfingstferien waren,
hatte sich bei mir im Laufe der Woche der Eindruck verfestigt, die 3.
und 4. Stunde seien die 5. und 6. Stunde - die beiden letzten Stunden für alle, nicht nur für mich.
Auf dem Belegplan des Medienwagens 2 hatte ich für die reale 3.
Stunde meinen Namen eingetragen, weil ich in der gedachten 5.
Stunde einen 20minütigen Filmausschnitt zeigen wollte.
Anmerkung: Medienwagen waren erhältlich nur in Form eines etwa 2m hohen, 1,30 m breiten tonnenschweren,
schwer beweglichen Ungetüms auf kleinen Rädern. Auf jeder Etage standen zwei davon zur Verfügung,
die man besser vorbestellte, wenn man sicher gehen wollte.
Am Beginn der 3. Stunde wussten alle, dass dies die dritte Stunde
war, nur ich war im Glauben, es sei die fünfte.
B. Ablauf der Stunde - gekürzt auf Themen-relevante Aspekte […]
Ich: „So, wir müssen hier jetzt vorankommen, ich hab´ nämlich
den Videorecorder nur für die fünfte Stunde bestellt.“
Dennis: „Wieso denn für die Fünfte?“
Ich: „Weil wir in der 6. Stunde noch einen Text bearbeiten.“
Dennis: „Da haben wir aber kein Geschichte.“
Ich: „Klar, haben wir dann Geschichte, heute ist Freitag und freitags haben wir eine DOPPELSTUNDE!“ […]
Nachdem mir der Sachverhalt mehr oder weniger einfühlsam erklärt worden war, hatte ich verstanden, dass meine 5. die offizielle 3. und meine 6. die offizielle 4. Stunde waren.
Ich: „Mist!!! Hoffentlich habe ich nicht jemandem den Videorecorder geklaut; ich hab mich dann bestimmt für die 5.
Stunde und nicht für die 3. Stunde eingetragen; ich regle das schnell; lest solange den Text auf S.30 mit folgender Aufgabe: […]“
Ich fahre den Videorecorder so schnell es geht zurück und achte darauf, dass er mir nicht in die Hacken rollt – äußerst schmerzhaft! Ich prüfe, ob ihn jemand braucht, fahre ihn dorthin, finde einen anderen Recorder, der noch in der 3. und 4. Stunde frei ist, trage mich für beide Stunden ein.
Leider befindet sich der freie Recorder in einer anderen Etage. – Ich hieve das Ungetüm mit dem nötigen Schwung über die kleine Schwelle im Aufzug und eile mit dem neuen Gerät in den Unterrichtsraum.
Wir reden über den Text auf Seite 30 und schließen mit einem guten Ergebnis ab. Ich leite in die Videosequenz ein und lege die Kassette ein:
DER RECORDER IST KAPUTT. Auch der Techniker im Kurs kriegt ihn nicht zum Laufen,
Ich: „So, das jetzt hilft jetzt alles nichts: Ihr lest den Text in den
Arbeitsblättern S.13 unter folgenden Aspekten […], den Film sehen wir ein anderes Mal. So toll ist der auch nicht.“
Schüler: ''„Och nö, das geht aber nicht, erst freut man sich […] ''“  <br>
Weitere Äußerungen der Enttäuschung und des Unmuts schlossen sich an.
Ich: „Also gut, die Aufgaben macht Ihr aber trotzdem. Ich versuch mal, eine Lösung zu finden.“
Ich fahre den kaputten Recorder zurück und entdecke, dass in der der 4. Stunde noch ein Gerät in der Mediothek frei ist. Ich trage mich in der Mediothek für die 4. Stunde ein und kehre mit guter Nachricht in den Kurs zurück: freier Recorder der Mediothek in der nächsten Stunde. Zufriedenheit macht sich breit und auf dem Hintergrund von Seite 13 entwickelt sich ein erstaunlich gutes Unterrichtsgespräch, welches ich auf keinen Fall unterbrechen will, nur weil Fünf-Minutenpause ist. Nach 20 Minuten ist das Gespräch zu einem Abschluss gekommen. Noch genau 25 Minuten! Wir liegen optimal in der Zeit! Ich ergreife die Kassette, löse sie aus der Papphülle, drehe mich um und will sie einlegen…. KEIN RECORDER HINTER MIR! Die Stunde konnte ohne Video und ohne jeglichen Protest seitens des
Kurses zu Ende gebracht werden. Während ich noch Eintragungen im Kursbuch
'''„Sollen wir den Recorder in die Mediothek zurückbringen, Frau Bastert?“
==Gerade noch mal gut gegangen==
==Gerade noch mal gut gegangen==


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