Sternstunde in der Arbeit eines Sozialpädagogen: Unterschied zwischen den Versionen
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Interessanterweise konnte D. sich dem nicht widersetzen und stellte aber fest, dass er kein Geld hatte, um ein neues Schloss bei Rewe zu kaufen. Das war E. reichlich schnuppe und setzte D. weiter unter Druck. Und so kam es, dass D. zu Rewe ging und ein Schloss klaute (baugleich mit dem zerstörten Schloss, aber leider in einer anderen Farbe, so dass der große Bruder was merken würde!). | Interessanterweise konnte D. sich dem nicht widersetzen und stellte aber fest, dass er kein Geld hatte, um ein neues Schloss bei Rewe zu kaufen. Das war E. reichlich schnuppe und setzte D. weiter unter Druck. Und so kam es, dass D. zu Rewe ging und ein Schloss klaute (baugleich mit dem zerstörten Schloss, aber leider in einer anderen Farbe, so dass der große Bruder was merken würde!). | ||
Das Schloss war wieder da. Aber nun ging der Streit lautstark weiter: „Erpresser!“ der eine, „Dieb!“ der andere. | Das Schloss war wieder da. Aber nun ging der Streit lautstark weiter: „Erpresser!“ der eine, „Dieb!“ der andere. | ||
D. konnte diesen Vorwurf (Dieb) nicht auf sich sitzen lassen. Am nächsten Tag ist er zu Rewe gegangen und hat eine Verkäuferin angesprochen: | D. konnte diesen Vorwurf (Dieb) nicht auf sich sitzen lassen. Am nächsten Tag ist er zu Rewe gegangen und hat eine Verkäuferin angesprochen: „Entschuldigen Sie bitte, ich habe gestern ein Fahrradschloss bei Ihnen geklaut und ich wollte das jetzt bezahlen…“ | ||
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Aktuelle Version vom 20. April 2023, 10:39 Uhr
Sternstunde in der Arbeit eines Sozialpädagogen
Zu Beginn der 3. Stunde kam ein Schüler aus der Klasse von Frau Marten und sagte, ich solle mit in die Klasse kommen und zwei Schüler mitnehmen. Gesagt, getan : zwei Schüler hatten sich in der Pause und auch zu Beginn des Unterrichts heftig beschimpft und brauchten einen Service. Auf dem Weg nach unten ging die gegenseitige Beschimpfung munter weiter: „Dieb“ und „Erpresser“ waren die häufigsten Bezeichnungen. Ich hatte keinen Schimmer, was das wohl werden würde. Im Büro der Sozialpädagogen beruhigte sich die Lage dann doch und wir konnten auseinanderdröseln, was der Grund für diese heftige Auseinandersetzung (wohlgemerkt in Worten, nicht handgreiflich!) war. Es stellte sich heraus, dass der Beginn des Konfliktes in ihrer Freizeit lag. Beide wohnten in Barkenberg. Der eine (nennen wir ihn E.) hatte die Aufgabe, Zeitschriften im Stadtteil zu verteilen. Dabei kam er auch an dem Haus vorbei, in dem der andere (nennen wir ihn D.) wohnte. D. war gerade dabei, Böller krachen zu lassen. Nun hatte E. zwar von seinen Eltern striktes Verbot für Böller oder auch nur die Nähe von Böllern zu suchen, dachte sich aber, das ist sehr spannend und das schaue ich mir doch mal näher an. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Einer dieser Böller landete nämlich in der Manteltasche von E. und explodierte da. Sowas ist nicht nur laut, sondern hinterlässt in Manteltaschen auch Löcher. Da E. die Geschichte zuhause natürlich nicht erzählen konnte, wurde das Loch auch nicht gestopft. Nun fuhren E. und D. immer mit dem Fahrrad zur Schule. Die Fahrräder wurden selbstverständlich auch angeschlossen, weil Fahrräder sonst auch schon mal geklaut wurden. E. hatte seinen Fahrradschlüssel schon mal verloren. Der Hausmeister wurde dann angesprochen, der kam mit dem Bolzenschneider und durchtrennte das Schloss. E. hatte so schon ein Schloss verloren. Da er kein Geld für ein neues hatte, hatte er seinen Bruder angepumpt, der ihm eins leihen konnte. Der weitere Verlauf war jetzt sozusagen Schicksal: E. hatte sein Fahrrad abgeschlossen und den Schlüssel in die Manteltasche getan. Als er dann nach Hause fahren wollte, war der Schlüssel weg. Der Hausmeister musste geholt werden und siehe oben. Nun kam E. aber richtig in die Bredouille: er wusste, dass sein Bruder ihm den größten Ärger machen würde, wenn das geliehene Schloss unbrauchbar war. Und so setzte er D. (die beiden waren noch am Fahrradständer) heftigst unter Druck, ihm ein Schloss zu besorgen. Schließlich sei D. an der ganzen Misere schuld, weil er ihm den Böller in die Manteltasche geworfen hatte und somit auch für den Verlust des Schlüssels verantwortlich sei. Und deshalb forderte E. schleunigst Ersatz für das Schloss. (Anmerkung: das ist doch mal eine nette Anregung für ein Seminar in der Juristen-Ausbildung: „Kann ein Böllerwerfer für Folgeschäden in Haftung genommen werden? Professor Allianz geht der Sache auf den Grund“) Interessanterweise konnte D. sich dem nicht widersetzen und stellte aber fest, dass er kein Geld hatte, um ein neues Schloss bei Rewe zu kaufen. Das war E. reichlich schnuppe und setzte D. weiter unter Druck. Und so kam es, dass D. zu Rewe ging und ein Schloss klaute (baugleich mit dem zerstörten Schloss, aber leider in einer anderen Farbe, so dass der große Bruder was merken würde!). Das Schloss war wieder da. Aber nun ging der Streit lautstark weiter: „Erpresser!“ der eine, „Dieb!“ der andere. D. konnte diesen Vorwurf (Dieb) nicht auf sich sitzen lassen. Am nächsten Tag ist er zu Rewe gegangen und hat eine Verkäuferin angesprochen: „Entschuldigen Sie bitte, ich habe gestern ein Fahrradschloss bei Ihnen geklaut und ich wollte das jetzt bezahlen…“
Gregor Preis