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eingesetzt, ein Fach, in dem Projekte unter musikalischen und künstlerischen Aspekten
eingesetzt, ein Fach, in dem Projekte unter musikalischen und künstlerischen Aspekten
geplant und durchgeführt werden sollten.
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Der Künstler Jean Tinguely kam uns in den Sinn. Mit seinen „Meta-Maschinen“ hatte er
Der Künstler Jean Tinguely kam uns in den Sinn. Mit seinen „Meta-Maschinen“ hatte er
1978/79 im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg eine große Ausstellung. Wir fuhren mit
1978/79 im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg eine große Ausstellung. Wir fuhren mit
unserem Kurs nach Duisburg und besuchten die Ausstellung.
unserem Kurs nach Duisburg und besuchten die Ausstellung.
Tinguelys kinetische Objekte, die man mit einem kleinen Fußschalter anwerfen konnte,
Tinguelys kinetische Objekte, die man mit einem kleinen Fußschalter anwerfen konnte,
begeisterten uns alle. Im „Märchenrelief“ aus Maschinenteilen und Fundstücken wurden
begeisterten uns alle. Im „Märchenrelief“ aus Maschinenteilen und Fundstücken wurden
durch Elektromotoren Gegenstände in Bewegung gesetzt und Klänge erzeugt.
durch Elektromotoren Gegenstände in Bewegung gesetzt und Klänge erzeugt.
So etwas wollten wir auch bauen. Eine Musikmaschine.
So etwas wollten wir auch bauen. Eine Musikmaschine.
Die Schüler sammelten, was das Zeug hielt: Luftpumpen, alte Schuhe, Puppen,
Die Schüler sammelten, was das Zeug hielt: Luftpumpen, alte Schuhe, Puppen,
Plastikwannen, Fahrradfelgen und vieles mehr. Die Konstruktion wurde überlegt und
Plastikwannen, Fahrradfelgen und vieles mehr. Die Konstruktion wurde überlegt und

Version vom 29. Oktober 2022, 00:38 Uhr

Kunstprojekte

Über 40 Jahre an der GSW, da kommen mehrere Projekte zusammen, wenn man im Fach Kunst eingesetzt ist. Einige Projekte und Aktionen sind mir besonders in Erinnerung geblieben:

I. 1978/79

Zusammen mit Karl-August Kolkmeyer (Cux) war ich in dem neuen Fach WPII Kunst/Musik eingesetzt, ein Fach, in dem Projekte unter musikalischen und künstlerischen Aspekten geplant und durchgeführt werden sollten.

Der Künstler Jean Tinguely kam uns in den Sinn. Mit seinen „Meta-Maschinen“ hatte er 1978/79 im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg eine große Ausstellung. Wir fuhren mit unserem Kurs nach Duisburg und besuchten die Ausstellung.

Tinguelys kinetische Objekte, die man mit einem kleinen Fußschalter anwerfen konnte, begeisterten uns alle. Im „Märchenrelief“ aus Maschinenteilen und Fundstücken wurden durch Elektromotoren Gegenstände in Bewegung gesetzt und Klänge erzeugt. So etwas wollten wir auch bauen. Eine Musikmaschine.

Die Schüler sammelten, was das Zeug hielt: Luftpumpen, alte Schuhe, Puppen, Plastikwannen, Fahrradfelgen und vieles mehr. Die Konstruktion wurde überlegt und gezimmert. Leider konnten wir keine filigraner wirkende Metallkonstruktion verwenden, da niemand schweißen konnte. Mit einer Handkurbel konnte unsere Musikmaschine in Bewegung versetzt werden. Und dann trommelten Schuhe auf Wannen, drehten sich Puppen, Holzklötze schlugen gegeneinander, alles bewegte sich und machte Geräusche. Unterlegt wurde die Maschinenmusik durch selbst komponierte und gesungene Akkorde. Insgesamt eine fantastische Aktion, wir waren stolz auf uns und konnten in einer Projektwoche zum Schuljahresende unser Ergebnis vorstellen.

II. 1979/80

In Jahrgang 11 des Pilotjahrgangs formten wir menschengroße Figuren aus Draht und Pappmaché, angelehnt an die Arbeiten des amerikanischen Künstlers George Segal. Eine dieser Figuren „kletterte“ jahrelang an der Säule neben der Mitteltreppe empor, um die sogenannte Lehrertreppe kritisch in Augenschein nehmen zu können.

III. 1983

1981 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Dorsten und Dormans offiziell besiegelt. Unser stellvertretender Schulleiter Franz Sternemann hatte während seiner Arbeit an der Gerhard- Hauptmann Realschule wesentlich dazu beigetragen, dass zwischen Dormans und Dorsten freundschaftliche Beziehungen entstanden. 1985 folgte die Städtepartnerschaft mit Ernée. Zur Feier des Europatags 1983 sollte im Forum unserer Schule eine Veranstaltung stattfinden.

Ursel Kipps Idee „Europa auf dem Stier“, die Geschichte aus der griechischen Mythologie, sollte zum Gelingen des Tages beitragen. Heinrich Pettenpohl zimmerte das Grundgerüst des Stiers, die „Knochen“. Mit Kaninchendraht wurde der Körper geformt. Der Treppenbereich zwischen Schulstraße und Haupteingang Seeseite wurde für diese Aktion abgesperrt, Schüler*innen hatten sich gemeldet, die bei der Gestaltung des Stieres in Freistunden – und wann immer es möglich war – mithelfen wollten. Von der Schulstraße aus konnten alle den Fortschritt des Projekts verfolgen und häufig fragten Schüler*innen, ob sie nicht auch mithelfen dürften. „Natürlich, wann kannst du denn?“

Allmählich nahm unser Stier Form an. Der Draht wurde mit mehreren Lagen Papier und Kleister kaschiert. Ungeduldig warteten wir immer, dass das Papier getrocknet war, um dann die nächste Schicht aufbringen zu können. Schließlich konnten Farbe und Lackierung aufgetragen werden. Den Drahtkörper der Europa formten wir von einer Schülerin ab und kaschierten ihn mit Gipsbinden.

Jetzt musste „nur noch“ die Aufführung geprobt werden. Unter Ursel Kipps kreativer Regie klappte auch das, kräftiger Applaus im gut besuchten Forum war der Lohn aller Mühen. WAZ und RN berichteten.

Es gab dann noch einen Festumzug durch Wulfen, Europa auf dem Stier auf einem Wagen, den wir in der Scheune vom Hof Schulte-Spechtel festlich geschmückt hatten.

Europa und der Stier fanden für lange Zeit ihren Platz in der Schulstraße und in der Mediothek.

IV. 1999/2000

Projektwoche 1999: Schon lange hatten wir uns im WPII- Kurs Kunst mit der Künstlerin Niki de Saint Phalle beschäftigt, mit ihren Installationen und Assemblagen, ihren Schießbildern und den Nanas, die in der Biographie der Künstlerin eine ganz besondere Rolle spielten. Wir wollten Nanas bauen. Kleinere, jede Schüler*in formte eine eigene Nana, aber der Reiz der Nanas bestand ja auch in ihrer gewaltigen Größe. Die Projektwoche bot Raum für etwas Großes.

Mit Helmut Balkenhol und Thomas Giesen überlegte ich, welche Materialien für ein großes Projekt wohl in Frage kommen konnten. Polyester und flüssiger Kunststoff kamen für uns nicht in Frage. Niki de Saint Phalle war durch das Einatmen der Dämpfe schwer erkrankt. Da eine Außenskulptur aber wetterresistent und stabil sein musste, schlug Helmut vor, ein Gerüst aus Stahl und Draht zu erstellen, die Kaschierung des Kaninchendrahts sollte mit Kalkzementputz geschehen.

Wir nahmen uns die Figur Gwendolyn als Vorbild. Helmut schweißte den Rahmen für den großen Körper zusammen. Der musste vor der Projektwoche fertig sein.

Thomas und ich besorgten große Mengen Kaninchendraht und Kalkzementputz. Der musste dann „nur noch“ mit Wasser angerührt werden. In großen Kunststoffwannen verarbeiteten die Schüler*innen den Putz. Mit Arbeitsanzügen, verdreckter Latzhose, Kopftuch und Bauhandschuhen sahen wir alle aus wie Bauarbeiter. Und fühlten uns auch so.

Mit Kellen und Spachteln wurde die Kalk-Zement-Mischung auf dem Kaninchendraht aufgebracht, der vorher gut mit der Grundkonstruktion verdrahtet worden war. Damit der Putz auf dem Kaninchendraht hielt, musste jemand für Gegendruck im Inneren der Skulptur für Gegendruck sorgen. Nicht jedermanns Sache, durch eine kleine Aussparung ins immer dunkler werdende Innere der Skulptur zu klettern und dann jeweils noch herauszufinden, an welchen Stellen gerade der Gegendruck nötig war.

Am Ende der Woche war es aber geschafft, der Rohling war fertig – die Schüler*innen aber auch!

Einige Wochen musste der Putz jetzt trocknen. Inzwischen fragte mich Hans Kratz ungeduldig: „Und wann kommt Farbe drauf?“ Schließlich klappte auch das. Wir benötigten noch mehrere WPII-Stunden und einen Projekttag, um unsere Gwendolyn fertigzustellen.

Im Innenhof des Technik- und Kunstbereichs hatte Gwendolyn ihren Platz – für 11 Jahre. Im Rahmen der energetischen Sanierung der Gesamtschule musste Gwendolyn leider weichen.

Gwendolyn 2 von Nicki de Saint Phalle steht übrigens im Tinguely-Museum Basel.

Hildegard Steffens


(Anmerkung Gruber: Zu dem Artikel gehören Fotos, die noch nachträglich eingebaut werden !)