Wo mag denn nur der Fiat sein ?

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Im Jahr 2500 n.Chr. war Deutschland ein Bundesstaat des „Vereinigten Europas“. Der Auto-Individualverkehr war nur noch aus Geschichtsbüchern bekannt. Eine Weiterentwicklung der Integrierten Gesamtschule war die einzige flächendeckende Schulform im ganzen Land. Die Gesamtschule hier am Ort, hoch modern eingerichtet, wobei Roboter mit künstlicher Intelligenz als „Hilfspersonal“ eingesetzt werden, steht exakt in der Mitte zwischen dem ehemals alten Dorf Wulfen und Barkenberg. Beide Ortsteile sind mittlerweile eine gewachsene Einheit, sowohl baulich als auch im Zusammenhalt der Bevölkerung.

Die Archäologie hatte einen neuen Schwerpunkt entwickelt: die Schularchäologie. Historiker hatten aus alten Urkunden herausgefunden dass eine der ältesten Gesamtschulen Westfalens in den frühen 70er Jahren in Barkenberg gebaut worden ist, nahe am auch heute noch beliebten See. Bei Grabungen im Bereich der damaligen Mensa machte das Ausgrabungsteam einen hoch interessanten, aber auch rätselhaften Fund. Sie stießen auf einen Gegenstand aus Metall, der fast völlig verwittert war. Nur eine Aufschrift war noch lesbar: FIAT 1500. Sogleich rief ein an den Grabungen beteiligter Altphilologe: „Das ist Latein, und es bedeutet soviel wie: Es möge geschehen! Offenbar wurde an der Schule Latein unterrichtet.“ Da unterbrach ihn ein Sachverständiger für Technikgeschichte: „Fiat war auch der Markenname eines italienischen Autoherstellers, 1500 könnte die Hubraumgröße des Motors gewesen sein. Dass unser Fund einmal ein Auto gewesen sein kann, zeigt sich auch an nicht verrotteten Ölspuren und einzelnen Textilfasern.“

Wir wollen die Archäologen von 2500 n. Chr. nicht weiter rätseln lassen. Beide haben Recht. Ja, schon in unserem ersten Jahrgang, dem Pilotjahrgang, ist Latein an der Gesamtschule Wulfen unterrichtet worden, und der rätselhafte Fund war wirklich ein Fiat 1500, der heute, 2023, unter dem Fundament der Mensa liegt.

Foto: Jürgen Krüger

Der Wagen gehörte Walter Ueberbach. Er war Mitglied des Gründungskollegiums der Gesamtschule Wulfen, war anfangs Stufenleiter und dann langjähriger Didaktischer Leiter an der GSW, bis er 1988 vom Auswärtigen Amt als Sozialreferent an die Deutsche Botschaft in Paris berufen wurde. Bevor er zu uns nach Wulfen kam, war er an der Europäischen Schule in Mol (Belgien) tätig. An den vorbereitenden Sitzungen zur curricularen Planung unserer Schule kam er 1971-1973 mit seinem Fiat regelmäßig von Belgien nach Barkenberg. Sein Auto hat er dann nach dem Kauf eines neuen Wagens letztlich unserem ersten Schulpsychologen zur Verfügung gestellt, der es mit Schülern ausschlachten durfte. Der alte Fiat wurde in einer Nacht von „bösen Buben“ aufgebockt und seiner Räder beraubt. In dieser Zeit (1975) wurde gerade die Mensa gebaut; der Bereich war schon ausgebaggert, um das Fundament zu legen. Bei diesen Arbeiten landete der Fiat, keiner weiß mehr genau, wie das geschehen ist, in der Baugrube, wo er heute noch als wichtige Unterlage für das Fundament der Mensa dient (vgl. Ausgrabungen im Jahre 2500, s.o.).

Wolfgang Tripptrap