Die didaktische Vorbereitung und die ersten 10 Jahre: Unterschied zwischen den Versionen

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[Anmerkung: Der Text entstand schon 2015 als Teil eines Lebensrückblickes für die Familie]
[Anmerkung: Der Text entstand schon 2015 als Teil eines Lebensrückblickes für die Familie]


Eine meiner vielen Aktionen in Schleiden
Eine meiner vielen Aktionen in Schleiden. Im Rahmen der Empfehlungen des Deutschen Bildungsrates habe ich auch in Schleiden immer wieder für die Schülerschaft „gewirkt“. Ich setzte u.a. durch, dass die SMV mit drei VertreterInnen an der Lehrer-Konferenz teilnehmen durften. Daneben förderte ich die Möglichkeit, dass in Klasse 12 Wahlfächer gewählt werden durften.
 
Im Rahmen der Empfehlungen des Deutschen Bildungsrates habe ich auch in Schleiden immer wieder für die Schülerschaft „gewirkt“. Ich setzte u.a. durch, dass die SMV mit drei VertreterInnen an der Lehrer-Konferenz teilnehmen durften. Daneben förderte ich die Möglichkeit, dass in Klasse 12 Wahlfächer gewählt werden durften.


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===Aufnahme des Pilotjahrgangs===
===Aufnahme des Pilotjahrgangs===
Im Februar 1973 erfolgen die Anmeldungen für die 6 Klassen, mit denen die Gesamtschule am 1.8.73 im Gebäude der Grünen Schule starten will. Die Anmeldezahl ist größer als die Aufnahmekapazität von 6 x 28 = 168. Denn in in allen sechs Klassen müssen wir Plätze freihalten, weil die Gesamtschule für die Wulfener Hauptschüler zu dieser Zeit noch die Pflichtschule ist. Nach dem Anmeldeverfahren müssen wir also auch Kinder ablehnen. Und das trifft insbesondere Kinder, die nicht in Wulfen wohnen.
Im Februar 1973 erfolgen die Anmeldungen für die 6 Klassen, mit denen die Gesamtschule am 1.8.73 im Gebäude der Grünen Schule starten will. Die Anmeldezahl ist größer als die Aufnahmekapazität von 6 x 28 = 168. Denn in in allen sechs Klassen müssen wir Plätze freihalten, weil die Gesamtschule für die Wulfener Hauptschüler zu dieser Zeit noch die Pflichtschule ist. Nach dem Anmeldeverfahren müssen wir also auch Kinder ablehnen. Und das trifft insbesondere Kinder, die nicht in Wulfen wohnen.
   
   
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===Integrierte Fächer NW, GP und Religion===
===Integrierte Fächer NW, GP und Religion===
Die didaktischen Untergruppen „Biologie-Physik-Chemie“ und „Erdkunde-Geschichte-Politik“ sowie „evangelische-katholische Religion“ beschließen, integrierte Fachlehrpläne zu entwickeln. So entstehen an der Gesamtschule Wulfen die Fächer NW (Naturwissen-schaften) und GP (Gesellschaft und Politik) und Religion. Wieder eine wahnsinnige Aufgabe mehr, denn die Mathe-KollegInnen sind in der Regel zugleich auch die NW-KollegInnen und die Deutsch-KollegInnen sind in der Regel auch zugleich die GP-KollegInnen. Für das Fach Naturwissenschaften adaptieren wir das schottische Curriculum „science for the seventies“, in dem etwa 50% des Unterrichts in SchülerInnen-Experimenten abläuft.  
Die didaktischen Untergruppen „Biologie-Physik-Chemie“ und „Erdkunde-Geschichte-Politik“ sowie „evangelische-katholische Religion“ beschließen, integrierte Fachlehrpläne zu entwickeln. So entstehen an der Gesamtschule Wulfen die Fächer NW (Naturwissen-schaften) und GP (Gesellschaft und Politik) und Religion. Wieder eine wahnsinnige Aufgabe mehr, denn die Mathe-KollegInnen sind in der Regel zugleich auch die NW-KollegInnen und die Deutsch-KollegInnen sind in der Regel auch zugleich die GP-KollegInnen. Für das Fach Naturwissenschaften adaptieren wir das schottische Curriculum „science for the seventies“, in dem etwa 50% des Unterrichts in SchülerInnen-Experimenten abläuft.  


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===Erregung pur! ===
===Erregung pur! ===
Spätestens im April 1973 ist mir absolut klar, dass die Grüne Schule am 1.8.73 nicht bezugsfertig ist, auch wenn die Baugewaltigen immer noch Gegenteiliges aussagen. Ich bereite also das Startkollegium der Gesamtschule im Geheimen auf den schlimmsten Fall vor. Aber: aus dem vermutlichen Unglück machen wir aber eine Tugend und erarbeiten kurzfristig ein Wiluk-Programm: „'''Wir lernen uns kennen'''“. So planen wir also einen 14 tägigen Schullandheimaufenthalt im Sauerland. Ich gehe daher auf den Gemeinderat Wulfen und die Amtsverwaltung zu. Die Zeit drängt, da sonst die Häuser in Winterberg (Aufnahmekapazität 5 Klassen) und Berleburg (Aufnahmekapazität 1 Klasse) durch andere Schulen bereits belegt sind. In der Umgebung von Winterberg liegt die Jugendherberge von Berleburg am nächsten beim Schullandheim der Stadt Bochum in Winterberg. Alle Veranstaltungen für alle Kinder zusammen können wir im '''Schullandheim in Winterberg''' durchführen, weil ihre Tagungsräume groß genug sind. ''(Anmerkung: ich bin in Winterberg groß geworden und kannte die Leiterin des Landschulheims.)


Spätestens im April 1973 ist mir absolut klar, dass die Grüne Schule am 1.8.73 nicht bezugsfertig ist, auch wenn die Baugewaltigen immer noch Gegenteiliges aussagen. Ich bereite also das Startkollegium der Gesamtschule im Geheimen auf den schlimmsten Fall vor. Aber: aus dem vermutlichen Unglück machen wir aber eine Tugend und erarbeiten kurzfristig ein Wiluk-Programm: „Wir lernen uns kennen“. So planen wir also einen 14 tägigen Schullandheimaufenthalt im Sauerland. Ich gehe daher auf den Gemeinderat Wulfen und die Amtsverwaltung zu. Die Zeit drängt, da sonst die Häuser in Winterberg (Aufnahmekapazität 5 Klassen) und Berleburg (Aufnahmekapazität 1 Klasse) durch andere Schulen bereits belegt sind. In der Umgebung von Winterberg liegt die Jugendherberge von Berleburg am nächsten beim Schullandheim der Stadt Bochum in Winterberg. Alle Veranstaltungen für alle Kinder zusammen können wir im Schullandheim in Winterberg durchführen, weil ihre Tagungsräume groß genug sind. (Anmerkung: ich bin in Winterberg groß geworden und kannte die Leiterin des Landschulheims.)
Am 15 Juni 1973 heißt es dann in der WAZ: „Elternversammlung in der Barkenbergschule erfuhr: Unterricht startet planmäßig. Als Sicherheit wartet das Landschulheim.“ Schließlich schreibt die WAZ am 26. Juli 1973: „Gesamtschule Wulfen beginn das Schuljahr im Sauerland“. Die Kinder, die nicht am Schullandheimaufenthalt teilnehmen können, werden in einem Klassenraum der Blauen Schule durch Herrn Sternemann betreut. Er soll, während wir anderen in Winterberg sind, außerdem den Druck auf den Bauleiter der Grünen Schule nicht abreißen lassen.  
Am 15 Juni 1973 heißt es dann in der WAZ: „Elternversammlung in der Barkenbergschule erfuhr: Unterricht startet planmäßig. Als Sicherheit wartet das Landschulheim.“ Schließlich schreibt die WAZ am 26. Juli 1973: „Gesamtschule Wulfen beginn das Schuljahr im Sauerland“. Die Kinder, die nicht am Schullandheimaufenthalt teilnehmen können, werden in einem Klassenraum der Blauen Schule durch Herrn Sternemann betreut. Er soll, während wir anderen in Winterberg sind, außerdem den Druck auf den Bauleiter der Grünen Schule nicht abreißen lassen.  
Das erste Schuljahr 73/74 der Gesamtschule


=Das erste Schuljahr 73/74 der Gesamtschule=
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Die Schule beginnt auf dem Schulhof der blauen Schule
'''Die Schule beginnt auf dem Schulhof der blauen Schule'''
Zum 1.8.73. wird mir auch die Schulleitung übertragen. So begrüße ich als Schulleiter bei vollem Sonnenschein die Kinder und deren Eltern auf dem Schulhof der Blauen Schule. Ein Lautsprecher hilft mir, das erregte Stimmengewirr ein wenig zu übertönen und die 6 Stammgruppen zusammenzustellen. Für sie stehen nach der Begrüßung sechs Räume im Grundschulgebäude bereit.


Zum 1.8.73. wird mir auch die Schulleitung übertragen. So begrüße ich als Schulleiter bei vollem Sonnenschein die Kinder und deren Eltern auf dem Schulhof der Blauen Schule [Offizieller Name: Barkenbergschule]. Ein Lautsprecher hilft mir, das erregte Stimmengewirr ein wenig zu übertönen und die 6 Stammgruppen zusammenzustellen. Für sie stehen nach der Begrüßung sechs Räume im Grundschulgebäude bereit.


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Die Tutoren und Tutorinnen Wolfgang Tripptrap und Christa Rhode (Klasse 5.1), Walter Heinzmann (Klasse 5.2), Johanna Überbach (Klasse 5.3), Manfred Nitschke (Klasse 5.4), Rolf Hopp (Klasse 5.5) und Ursula Kipp (Klasse 5.6) treffen sich zum ersten Mal mit den Kindern und Eltern ihrer Stammgruppe und geben letzte Hinweise zur bevorstehenden Fahrt ins Schullandheim. Sie beantworten Fragen und beruhigen die besorgten und aufgeregten Eltern.  
Die Tutoren und Tutorinnen Wolfgang Tripptrap und Christa Rhode (Klasse 5.1), Walter Heinzmann (Klasse 5.2), Johanna Überbach (Klasse 5.3), Manfred Nitschke (Klasse 5.4), Rolf Hopp (Klasse 5.5) und Ursula Kipp (Klasse 5.6) treffen sich zum ersten Mal mit den Kindern und Eltern ihrer Stammgruppe und geben letzte Hinweise zur bevorstehenden Fahrt ins Schullandheim. Sie beantworten Fragen und beruhigen die besorgten und aufgeregten Eltern.  
Schullandheim
 
'''Schullandheim''' <br>
 
Am nächsten Morgen stehen dann die Busse hinter dem Handwerkshof bereit zur Abfahrt. Die Erlebnisse der ersten beiden Wochen können beginnen.  
Am nächsten Morgen stehen dann die Busse hinter dem Handwerkshof bereit zur Abfahrt. Die Erlebnisse der ersten beiden Wochen können beginnen.  


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Ein herausragender Tag in Winterberg ist der, an dem Bürgermeister Osterkamp zu Besuch in Winterberg weilt. Er schiedsrichtert u.a. ein Fußballspiel der Kinder gegen elf Lehrkräfte. Aber im Verlauf des Spiels nimmt die Zahl der Kinder ständig zu. Die Lehrkräfte spielen letztlich gegen eine Mauer aus Kindern. Und Herr Osterkamp lässt es gewähren. An diesem Tag findet auch das von mir und meinem Schwager Edi vorbereitete Kartoffelbraten statt.  
Ein herausragender Tag in Winterberg ist der, an dem Bürgermeister Osterkamp zu Besuch in Winterberg weilt. Er schiedsrichtert u.a. ein Fußballspiel der Kinder gegen elf Lehrkräfte. Aber im Verlauf des Spiels nimmt die Zahl der Kinder ständig zu. Die Lehrkräfte spielen letztlich gegen eine Mauer aus Kindern. Und Herr Osterkamp lässt es gewähren. An diesem Tag findet auch das von mir und meinem Schwager Edi vorbereitete Kartoffelbraten statt.  


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===Unterricht im ersten Bauabschnitt der Grünen Schule===
Die Ruhrnachrichten berichten am 11./12.8.73 „Gesamtschule bezieht Montag sechs Klassen in der Barkenberger Grundschule – Auch heute wird gearbeitet und gereinigt – die Klassen haben noch keine Türen“.


Unterricht im ersten Bauabschnitt der Grünen Schule
Die Ruhrnachrichten berichten am 11./12.8.73 „Gesamtschule bezieht Montag sechs Klassen in der Barkenberger Grundschule – Auch heute wird gearbeitet und gereinigt – die Klassen haben noch keine Türen“
Das Schulgebäude, in das wir einziehen sollen, ist also immer noch eine ziemliche Baustelle. Ich selbst karre mit einer Schubkarre Bauschutt aus dem Gebäude heraus, damit der Boden rund um die Schließfachanlage im ersten Geschoss gereinigt werden kann. Am Samstagabend flutet dann auch noch Wasser in den Keller, in dem am Montagmittag gegessen werden soll. Die schnell herbeigerufene Feuerwehr löst das Problem und pumpt den Keller leer. Aufgestellte Koksöfen sorgen dafür, dass der Keller wieder trocken wird. So können wir dann am 13.8 mit dem ersten Ganztag in der Gesamtschule beginnen.  
Das Schulgebäude, in das wir einziehen sollen, ist also immer noch eine ziemliche Baustelle. Ich selbst karre mit einer Schubkarre Bauschutt aus dem Gebäude heraus, damit der Boden rund um die Schließfachanlage im ersten Geschoss gereinigt werden kann. Am Samstagabend flutet dann auch noch Wasser in den Keller, in dem am Montagmittag gegessen werden soll. Die schnell herbeigerufene Feuerwehr löst das Problem und pumpt den Keller leer. Aufgestellte Koksöfen sorgen dafür, dass der Keller wieder trocken wird. So können wir dann am 13.8 mit dem ersten Ganztag in der Gesamtschule beginnen.  
Natürlich werden wir regelmäßig durch die Ortspresse beobachtet. U.a. gibt es Berichte über den integrierten NW-Unterricht (denn hier lassen sich schöne Bilder machen), den Klassenunterricht, den Musikunterricht sowie über die Mittagspause mit Essen, Freizeit und Nachmittagsbereich.
Natürlich werden wir regelmäßig durch die Ortspresse beobachtet. U.a. gibt es Berichte über den integrierten NW-Unterricht (denn hier lassen sich schöne Bilder machen), den Klassenunterricht, den Musikunterricht sowie über die Mittagspause mit Essen, Freizeit und Nachmittagsbereich.


 
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Mit großem Interesse verfolgt die Presse auch die weitere Entwicklung und berichtet vom Pioniergeist an der Schule. Viele Mütter engagieren sich im Ganztagsbereich der Schule und bieten auch Arbeitsgemeinschaften an.  
Mit großem Interesse verfolgt die Presse auch die weitere Entwicklung und berichtet vom Pioniergeist an der Schule. Viele Mütter engagieren sich im Ganztagsbereich der Schule und bieten auch Arbeitsgemeinschaften an.  


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Im Oktober startet dann das erste Schülerfest, später Oktoberfest genannt.
Im Oktober startet dann das erste Schülerfest, später Oktoberfest genannt.
Die Lehrkräfte, die im folgenden Schuljahr 74/75 zur Schule dazukommen, nehmen – soweit es ihre Zeit erlaubt - bereits an den Lehrer- und Fach-Konferenzen teil und helfen bei der Entwicklung der weiteren Unterrichts-materialien.
Das Schuljahr 74/75 - das zweite Existenzjahr
Schuljahresabschlussgartenparty am Ende des ersten Jahres
Am Tag vor der Ausgabe der Informationen zum Lernprozess, also am vorletzten Schultag vor den großen Ferien 1974, steigt bei uns auf dem Hof die erste Schuljahres - Abschlussgartenparty. Alle Lehrkräfte der Schule und auch die, die im folgenden Schuljahr voll in das Kollegium einsteigen, sind mit dabei. Die bis dahin fertiggestellten Außenanlagen an unserem Haus lassen diese erste Party schon zu. Ab nun findet diese Party jährlich immer wieder statt. Jahr für Jahr kommen ca. 16 neue Lehrkräfte dazu.


Die Lehrkräfte, die im folgenden Schuljahr 74/75 zur Schule dazukommen, nehmen – soweit es ihre Zeit erlaubt - bereits an den Lehrer- und Fach-Konferenzen teil und helfen bei der Entwicklung der weiteren Unterrichtsmaterialien.


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==Das Schuljahr 74/75 - das zweite Existenzjahr==


'''Schuljahresabschluss-Gartenparty am Ende des ersten Jahres


Am Tag vor der Ausgabe der Informationen zum Lernprozess, also am vorletzten Schultag vor den großen Ferien 1974, steigt bei uns auf dem [van Lück'schen] Hof die erste Schuljahresabschluss-Gartenparty. Alle Lehrkräfte der Schule und auch die, die im folgenden Schuljahr voll in das Kollegium einsteigen, sind mit dabei. Die bis dahin fertiggestellten Außenanlagen an unserem Haus lassen diese erste Party schon zu. Ab nun findet diese Party jährlich immer wieder statt. Jahr für Jahr kommen ca. 16 neue Lehrkräfte dazu.


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Wiluk = Wir lernen uns kennen  
'''Wiluk = Wir lernen uns kennen  


Was noch am 1.8.73 als Notbehelf gedacht war, wird für die Zukunft ein Wiluk-Programm. Die jeweils neu aufgenommenen fahren zum Schulbeginn in eine Jugendherberge, um dort schneller untereinander Kontakte knüpfen und eine Klassengemeinschaft bilden zu können.
Was noch am 1.8.73 als Notbehelf gedacht war, wird für die Zukunft ein Wiluk-Programm. Die jeweils neu aufgenommenen fahren zum Schulbeginn in eine Jugendherberge, um dort schneller untereinander Kontakte knüpfen und eine Klassengemeinschaft bilden zu können.


NW-Unterricht im Bauernhaus  
'''NW-Unterricht im Bauernhaus  


Trotz der Vollendung des zweiten Bauabschnitts an der Grünen Schule gibt es erneut einen Raum-Engpass. Denn auch der Pilotjahrgang ist in der Zwischenzeit 7-zügig und wächst weiter auf 8 Züge an, weil wir noch immer für alle Wulfener Hauptschüler die Pflichtschule sind. Die Stadt mietet also den der Grünen Schule gegenüber liegenden Bauernhof an. Dort wird für ein Jahr in Küche und Wohnzimmern der NW-Unterricht erteilt. Die NW-Sammlung steht im Flur des Hauses.
Trotz der Vollendung des zweiten Bauabschnitts an der Grünen Schule gibt es erneut einen Raum-Engpass. Denn auch der Pilotjahrgang ist in der Zwischenzeit 7-zügig und wächst weiter auf 8 Züge an, weil wir noch immer für alle Wulfener Hauptschüler die Pflichtschule sind. Die Stadt mietet also den der Grünen Schule gegenüber liegenden Bauernhof an. Dort wird für ein Jahr in Küche und Wohnzimmern der NW-Unterricht erteilt. Die NW-Sammlung steht im Flur des Hauses.


'''Mittagspause und Freizeit-AGs in der Grünen Schule


Mittagspause und Freizeit-AGs in der Grünen Schule
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Das Mittagessen in der Gesamtschule kann jetzt in der Pausenhalle der Grünen Schule eingenommen werden. Der Keller wird nun zum Freizeitbereich.  
Das Mittagessen in der Gesamtschule kann jetzt in der Pausenhalle der Grünen Schule eingenommen werden. Der Keller wird nun zum Freizeitbereich.  


Richtkranz über der eigenen Schule
===Richtkranz über der eigenen Schule===


Ursprünglich sollte am 1.8.74 der erste Bauabschnitt der eigenen Schule bezugsfertig sein. Aber gerade erst wird dort der Richtkranz hochgezogen. Daher beäuge ich sehr kritisch den Baufortschritt, denn sollte der erste Bauabschnitt der eigenen Schule zum 1.8.75 nicht bezugsfertig sein, dann gibt es ein riesengroßes Desaster.  
Ursprünglich sollte am 1.8.74 der erste Bauabschnitt der eigenen Schule bezugsfertig sein. Aber gerade erst wird dort der Richtkranz hochgezogen. Daher beäuge ich sehr kritisch den Baufortschritt, denn sollte der erste Bauabschnitt der eigenen Schule zum 1.8.75 nicht bezugsfertig sein, dann gibt es ein riesengroßes Desaster.  


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'''Schulfest – Oktoberfest – Altennachmittag  
Schulfest – Oktoberfest – Altennachmittag  


Alle Wahlkurse der Schule erarbeiten einen Beitrag für den bunten Abend. Und auch alle Fachbereiche beteiligen sich und spiegeln sowohl die Unterrichtsmethode als auch die erreichten Lernziele. Ein Rollenspiel in englischer Sprache lässt viele Eltern erstaunen. Der Andrang der Eltern und auch der zukünftigen Eltern ist so groß, dass der bunte Abend zweimal stattfinden muss. Sowohl das „Schulfest“ als auch der Altennachmittag finden ab jetzt regelmäßig statt. Mit dem Schulfest im Oktober ist immer auch ein Tag der offenen Tür verbunden, an dem sich zukünftige Eltern über die Schule informieren können. Und immer wieder haben wir einen stürmischen Andrang zu verzeichnen.  
Alle Wahlkurse der Schule erarbeiten einen Beitrag für den bunten Abend. Und auch alle Fachbereiche beteiligen sich und spiegeln sowohl die Unterrichtsmethode als auch die erreichten Lernziele. Ein Rollenspiel in englischer Sprache lässt viele Eltern erstaunen. Der Andrang der Eltern und auch der zukünftigen Eltern ist so groß, dass der bunte Abend zweimal stattfinden muss. Sowohl das „Schulfest“ als auch der Altennachmittag finden ab jetzt regelmäßig statt. Mit dem Schulfest im Oktober ist immer auch ein Tag der offenen Tür verbunden, an dem sich zukünftige Eltern über die Schule informieren können. Und immer wieder haben wir einen stürmischen Andrang zu verzeichnen.  


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=Das Schuljahr 75/76 – das dritte Existenzjahr=


Das Schuljahr 75/76 – das dritte Existensjahr
'''Gesamtschule Wulfen im ersten Bauabschnitt des eigenen Gebäudes
 
Gesamtschule Wulfen im ersten Bauabschnitt des eigenen Gebäudes


In den ersten Bauabschnitt der Gesamtschule ziehen gleich drei Jahrgänge ein. Ich begrüße den dritten Schülerjahrgang und deren Eltern im Nordteil der Schulstraße, indem ich mich auf die Mauer einer Sitznische stelle. Ganz schnell teile ich die Stammgruppen ein, sodass sowohl die Kinder als auch ihre Eltern in einem Klassenraum Platz nehmen können. Dort erhalten sie dann von den Tutoren und Tutorinnen Informationen über den Ablauf der nächsten Tage.
In den ersten Bauabschnitt der Gesamtschule ziehen gleich drei Jahrgänge ein. Ich begrüße den dritten Schülerjahrgang und deren Eltern im Nordteil der Schulstraße, indem ich mich auf die Mauer einer Sitznische stelle. Ganz schnell teile ich die Stammgruppen ein, sodass sowohl die Kinder als auch ihre Eltern in einem Klassenraum Platz nehmen können. Dort erhalten sie dann von den Tutoren und Tutorinnen Informationen über den Ablauf der nächsten Tage.


Die Schul- und Stadtteil-Bibliothek, die bereits in einem Raum in der Grünen Schule begonnen hat und von Anfang aus dem Schuletat als von der Gemeinde finanziert wird, wird geleitet von Frau Hagemann (Stadt) und Herrn Nüschen (Lehrer). Aber der erste Bauabschnitt im eigenen Gebäude ist zunächst die Mensa und der Versammlungsort für größere Veranstaltungen der Schule.
Die '''Schul- und Stadtteil-Bibliothek''', die bereits in einem Raum in der Grünen Schule begonnen hat und von Anfang aus dem Schuletat als von der Gemeinde finanziert wird, wird geleitet von Frau Hagemann (Stadt) und Herrn Nüschen (Lehrer). Aber der erste Bauabschnitt im eigenen Gebäude ist zunächst die Mensa und der Versammlungsort für größere Veranstaltungen der Schule.
 


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Auch die Naturwissenschaften sind noch einmal übergangsmäßig untergebracht und zwar im Technikbereich der Schule. Aber ab jetzt hat jede Lehrperson der Schule einen festen Arbeitsplatz. Sie verteilen sich über die ganze Schule.
Auch die Naturwissenschaften sind noch einmal übergangsmäßig untergebracht und zwar im Technikbereich der Schule. Aber ab jetzt hat jede Lehrperson der Schule einen festen Arbeitsplatz. Sie verteilen sich über die ganze Schule.


Gesamtschule soll eine eigene gymnasiale Oberstufe bekommen
==Gesamtschule soll eine eigene gymnasiale Oberstufe bekommen==


Ursprünglich sollte eine eigenständige integrierte Sekundarstufe 2 (eine Kollegschule) auf die Sekundarstufe 1 der Gesamtschule Wulfen aufbauen. Mindestens haben wir im didak-tischen Ausschuss und später auch im Kollegium der Gesamtschule dazu Strukturvor-schläge in Anlehnung an das Kollegschulmodell NRW erarbeitet. Wir wollten mit der Kollegschule in Marl, die bereits existierte, eine Kooperation aufbauen, um ein hinreichend großes Fach-Angebot anbieten zu können. Für die Sekundarstufe 2 in Wulfen sollte sogar ein eigenes Gebäude auf der anderen Seite des Midlicher Mühlenbaches errichtet werden. Auch dazu gab es schon hinreichend viele Vorüberlegungen. [Anmerkung: Der Deutsche Bildungsrat wollte ein solches Stufenschulmodell]
Ursprünglich sollte eine eigenständige integrierte Sekundarstufe 2 (eine Kollegschule) auf die Sekundarstufe 1 der Gesamtschule Wulfen aufbauen. Mindestens haben wir im didaktischen Ausschuss und später auch im Kollegium der Gesamtschule dazu Strukturvor-schläge in Anlehnung an das Kollegschulmodell NRW erarbeitet. Wir wollten mit der Kollegschule in Marl, die bereits existierte, eine Kooperation aufbauen, um ein hinreichend großes Fach-Angebot anbieten zu können. '''Für die Sekundarstufe 2 in Wulfen sollte sogar ein eigenes Gebäude auf der anderen Seite des Midlicher Mühlenbaches errichtet werden'''. Auch dazu gab es schon hinreichend viele Vorüberlegungen. ''[Anmerkung: Der Deutsche Bildungsrat wollte ein solches Stufenschulmodell]


Nun beschließt der Schulausschuss der Stadt Dorsten (Wulfen ist in der Zwischenzeit eingemeindet worden), an der Gesamtschule eine gymnasiale Oberstufe einzurichten, die dreizügig angenommen wird. Und das hat Folgen:  
Nun beschließt der Schulausschuss der Stadt Dorsten (Wulfen ist in der Zwischenzeit eingemeindet worden), an der Gesamtschule eine gymnasiale Oberstufe einzurichten, die dreizügig angenommen wird. Und das hat Folgen:  


Erstens: An der Gesamtschule muss der Pflichtschulcharakter für die Hauptschüler aus Wulfen aufgehoben werden. Die Mathäusschule muss für die Hauptschüler aus Wulfen wieder die Pflichtschule werden und auch wieder aufleben.  
'''Erstens'': An der Gesamtschule muss der Pflichtschulcharakter für die Hauptschüler aus Wulfen aufgehoben werden. Die Mathäusschule muss für die Hauptschüler aus Wulfen wieder die Pflichtschule werden und auch wieder aufleben. <br>
Zweitens: Für die Gesamtschule muss es ein Aufnahmeverfahren per Losentscheid geben, das ihre Heterogenität sicherstellt.  
'''Zweitens''': Für die Gesamtschule muss es ein Aufnahmeverfahren per Losentscheid geben, das ihre Heterogenität sicherstellt. <br>
Drittens: Die acht Züge der Schule müssen mittelfristig heruntergefahren werden, um Platz für einen Umbau zu schaffen. Aus jeweils zwei Klassenräumen müssen drei kleinere Gruppenräume geschaffen werden.
'''Drittens''': Die acht Züge der Schule müssen mittelfristig heruntergefahren werden, um Platz für einen Umbau zu schaffen. Aus jeweils zwei Klassenräumen müssen drei kleinere Gruppenräume geschaffen werden. <br>
Viertens: Die Schulaufsicht (RP und KM) muss diese Veränderung der Gesamtschule genehmigen.
'''Viertens''': Die Schulaufsicht (RP und KM) muss diese Veränderung der Gesamtschule genehmigen.


Alles das schafft Ärger sowie Enwicklungs- und Überzeugungsarbeit im politischen Raum. Dies aber nicht nur bei den Parteien am Ort, sondern auch gegenüber den Eltern. Sie wollen natürlich wissen, welche Abschlüsse für ihre Kinder an der Gesamtschule erreichbar sind. Und: Nun ist die Presse wieder ständig hinter mir her und will immerfort das Neueste erfahren.  
Alles das schafft Ärger sowie Entwicklungs- und Überzeugungsarbeit im politischen Raum. Dies aber nicht nur bei den Parteien am Ort, sondern auch gegenüber den Eltern. Sie wollen natürlich wissen, welche Abschlüsse für ihre Kinder an der Gesamtschule erreichbar sind. Und: Nun ist die Presse wieder ständig hinter mir her und will immerfort das Neueste erfahren.
 
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Endlich ist die Vierfachturnhalle genehmigt
'''Endlich ist die Vierfachturnhalle genehmigt'''


Im November 1975 wird nun endlich auch durch einen Besitzeinweisungsvertrag der Bau der Vierfachturnhalle genehmigt. „Unendlich“ viele Gespräche mit der Entwicklungsgesellschaft Wulfen und der Stadt Dorsten und den Parteien gingen diesem Vertrag voraus. Sportunterricht findet in diesem und auch noch im folgenden Schuljahr in den umliegenden Sporthallen der Grundschulen und der Mathäusschule statt.
Im November 1975 wird nun endlich auch durch einen Besitzeinweisungsvertrag der Bau der Vierfachturnhalle genehmigt. „Unendlich“ viele Gespräche mit der Entwicklungsgesellschaft Wulfen und der Stadt Dorsten und den Parteien gingen diesem Vertrag voraus. Sportunterricht findet in diesem und auch noch im folgenden Schuljahr in den umliegenden Sporthallen der Grundschulen und der Matthäusschule statt.


Im Land NRW gibt es einen Volksentscheid zur KOOP
'''Im Land NRW gibt es einen Volksentscheid zur KOOP'''


Die SPD in NRW versucht im Landtag einen Konsens in der immer heftiger werdenden Debatte um die Integrierte Gesamtschule zu finden. Sie bringt für die Sekundarstufe 1 eine kooperative Struktur ins Gespräch, die die bestehende Dreigliedrigkeit ersetzen soll. Aber: Das Gymnasium fühlt sich in seiner Existenz bedroht. Die damalige Leiterin des Schulkollegiums in Münster initiiert also in Zusammenwirken mit dem Philologen- und Realschullehrerverband eine Volksbefragung. Und damit geht im Vorfeld der Befragung die Diskussion erst richtig los. Ich bin nun gehalten, auf vielen Veranstaltungen im Dorstener Raum dieses kooperative Modell vorzustellen und dafür auch zu werben. Nur dieses Modell entspricht so gar nicht meinen Vorstellungen. Der dann schließlich durchgeführte Volksentscheid geht für die SPD verloren. Das wiederum führt in der Folgezeit zu vielen Anpassungsprozessen im laufenden Gesamtschulversuch.  
Die SPD in NRW versucht im Landtag einen Konsens in der immer heftiger werdenden Debatte um die Integrierte Gesamtschule zu finden. Sie bringt für die Sekundarstufe 1 eine kooperative Struktur ins Gespräch, die die bestehende Dreigliedrigkeit ersetzen soll. Aber: Das Gymnasium fühlt sich in seiner Existenz bedroht. Die damalige Leiterin des Schulkollegiums in Münster initiiert also in Zusammenwirken mit dem Philologen- und Realschullehrerverband eine Volksbefragung. Und damit geht im Vorfeld der Befragung die Diskussion erst richtig los. Ich bin nun gehalten, auf vielen Veranstaltungen im Dorstener Raum dieses kooperative Modell vorzustellen und dafür auch zu werben. Nur dieses Modell entspricht so gar nicht meinen Vorstellungen. Der dann schließlich durchgeführte Volksentscheid geht für die SPD verloren. Das wiederum führt in der Folgezeit zu vielen Anpassungsprozessen im laufenden Gesamtschulversuch.  


Das Schuljahr 76/77 – das vierte Existenzjahr
=Das Schuljahr 76/77 – das vierte Existenzjahr=


Entscheidungen zur Mitwirkung an der Gesamtschule Wulfen
'''Entscheidungen zur Mitwirkung an der Gesamtschule Wulfen


In den ersten drei Schuljahren der Gesamtschule ist die gesamte Lehrerkonferenz (in der bereits die SMV als auch die Elternschaft mitwirken) das basisdemokratische Diskussions-forum für alle Entwicklungen der Schule. Im Laufe des Schuljahres 75/76 wird diese Gruppe aber so groß, dass wir in nicht mehr diskutabler Zeit zu Entscheidungen kommen. Also muß ein anderes Mitwirkungsmodell her. Ich rufe eine kooperative Schulleitung ins Leben. Sie besteht aus dem Schulleiter, dem Organisationsleiter, dem Didaktischen Leiter und den Stufenleitern. In dieser Schulleitung werden zunächst die Aufgabenbereiche der einzelnen Mitglieder abgesprochen. Wir treffen uns wöchentlich und entscheiden aktuelle Sachprob-leme, diskutieren aber auch Fragen zur weiteren Schulentwicklung etwa zur Einführung eines Team-Kleingruppen-Modells (TKM) oder zu den Aufgaben eines pädagogisch-psychologischen Dienstes (PPD) oder zu den oder Angeboten im Wahlplichtbereich II. Dann bereiten wir dazu begründete Beschlussvorlagen für die Lehrerkonferenz vor. Die jeweils zuständigen Mitglieder der Schulleitung moderieren dann in der LK deren Behand-lung und führen sie zur Entscheidung. Regelmäßig treffe ich mich auch mit den gewählten Vertretern der Lehrerinnen und Lehrer. Ein Vorgriff auf den späteren Lehrerrat.  
In den ersten drei Schuljahren der Gesamtschule ist die gesamte Lehrerkonferenz (in der bereits die SMV als auch die Elternschaft mitwirken) das basisdemokratische Diskussions-forum für alle Entwicklungen der Schule. Im Laufe des Schuljahres 75/76 wird diese Gruppe aber so groß, dass wir in nicht mehr diskutabler Zeit zu Entscheidungen kommen. Also muß ein anderes Mitwirkungsmodell her. Ich rufe eine kooperative Schulleitung ins Leben. Sie besteht aus dem Schulleiter, dem Organisationsleiter, dem Didaktischen Leiter und den Stufenleitern. In dieser Schulleitung werden zunächst die Aufgabenbereiche der einzelnen Mitglieder abgesprochen. Wir treffen uns wöchentlich und entscheiden aktuelle Sachprob-leme, diskutieren aber auch Fragen zur weiteren Schulentwicklung etwa zur Einführung eines Team-Kleingruppen-Modells (TKM) oder zu den Aufgaben eines pädagogisch-psychologischen Dienstes (PPD) oder zu den oder Angeboten im Wahlplichtbereich II. Dann bereiten wir dazu begründete Beschlussvorlagen für die Lehrerkonferenz vor. Die jeweils zuständigen Mitglieder der Schulleitung moderieren dann in der LK deren Behand-lung und führen sie zur Entscheidung. Regelmäßig treffe ich mich auch mit den gewählten Vertretern der Lehrerinnen und Lehrer. Ein Vorgriff auf den späteren Lehrerrat.  
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