Nagelbrett
Das Nagelbrett
Die GSW war noch jung, die Schüler waren jung, und das Kollegium war jung. Gesamtschule musste sich noch selbst erfinden, damals in den 70ern. Passende Schulbücher gab es noch nicht, mussten noch geschrieben werden. Das Unterrichtsmaterial wurde mit viel Engagement und Aufwand von den Kollegen selbst erstellt -- die Konferenztermine waren zahlreich.
Klassenarbeiten gab es nicht. Tests wurden geschrieben. Was heißt geschrieben! Es waren
Ankreuztests, mit deren Hilfe das Erreichen der Lernziele überprüft wurden.
Das geschah auf eine einzigartige, digital analoge (wie Klaus Pastewka sagen würde), brutale Art -
- nämlich mit Hilfe des Nagelbretts, das im Lehrerzimmer hing:
Es wurde ein oder mehrere ausgefüllte Klassensätze eines Testblattes sauber übereinander auf
das dicke Brett gelegt, ein Korrekturblatt mit den Kreuzchen an den richtigen Stellen oben auf.
Und dann wurde mit Hammer und Nagel korrigiert, d.h. der Nagel wurde durch den Stapel
geschlagen und anschließend die Felder mit Kreuzen, die bei den Schülern mit den Lochstellen
übereinstimmten, gezählt.
So kam man über die Anzahl der richtigen Kreuze zu einer Bewertung des Tests und zu einer der
acht Bewertungsstufen.
Zensuren nannte man das nicht.
Das Thema Leistungsmessung wurde über viele Jahre sehr intensiv diskutiert mit vielen interessanten neuen Gesichtspunkten und Ideen -- in Erinnerung ist sicher noch bei den Kollegen von damals die dreidimensionale Leistungsmatrix von Willi van Lück!
Das Nagelbrett hat diese Diskussionen nicht überlebt!
Hansjürgen Rosenkranz